Stolpersteine: Neun Namen recherchiert – Liste wird nun zur weiteren Umsetzung eingereicht

Zur Umsetzung des Kunstprojektes Stolpersteine in Blankenburg ist ein weiterer Schritt gegangen worden. Nun liegt eine erste Liste mit Namen von Verfolgten des NS-Regimes vor, an deren letzten Wohnsitzen die Erinnerungs-Steine gesetzt werden sollen.

Von Jens Müller

Christa Grimme
Christa Grimme

Blankenburg – „Ich bin sehr glücklich, dass diese Aktion nun umgesetzt werden kann”, fiel Christa Grimme am Dienstagabend ein Stein vom Herzen. Mit großer Mehrheit – bei einer Gegenstimme – hatte sich der Haupt- und Vergabeausschuss des Stadtrates dafür ausgesprochen, ihre Initiative weiterzuverfolgen. Dazu hatte Christa Grimme eine Liste mit neun Namen von Blankenburgern vorgelegt, die nachweislich durch das Nazi-Regime verfolgt wurden, emigrieren mussten oder sogar ermordet wurden. Vor den ebenfalls bekannten Wohnhäusern sollen nun in einem nächsten Schritt die sogenannten Stolpersteine ins Straßenpflaster eingelassen werden (siehe Infokasten). Da-bei handelt es sich um Gedenktafeln aus Messing, auf denen die Namen, die Lebensdaten und das Schicksal der nun bekannten NS-Opfer eingeprägt sind.

Namensliste:
Adressen und Namen von Blankenburger NS-Opfern Anna Louise Ewh, Herzogstr.16 / Jack Crohn und Familie, Tränkestr. 21 / Lange Str. 42 Moritz, Thea und Ida Westfeld, Markt 5 / Conrad Hesse, Löbbeckestr. 1 / Alexander Meyer, Markt 1 Margarete und Lina Herz, Roh 2

Wie Christa Grimme vor den Ausschussmitgliedern erklärte, ist die Finanzierung durch ihre private Spendensammlung gesichert – für alle neun angegebenen Personen und die sechs infrage kommenden Orte. Für eine Blankenburgerin, die 1933 kurzzeitig verhaftet worden war und dann in die USA emigrieren konnte, stehe aber eine Entscheidung noch aus. Dies, so Christa Grimme, liege letztlich im Ermessen der Stolperstein-Initiatoren um den Künstler Gunter Demnig. Wie Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) erklärte, könne die vorgelegt Liste auch noch ergänzt werden. Laut Christa Grimme gibt es nach der Auswertung der 1997 in Wernigerode herausgegebenen Geschichte der jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt noch weitere Namen von Blankenburger Bürgern, deren Schicksal nach 1933 noch genauer zu klären ist.

Breithaupt dankte Christa Grimme für ihr Engagement, zugleich hofft er auf einen würdigen Startter-min zur ersten Verlegung eines Stolpersteins in der Stadt. Die Blankenburgerin gab den Dank gern zurück. Nun könne sie die konkreten Angaben an den Künstler weitergeben, um die Steine prägen zu lassen. Trotz der aktuell langen Vorlaufzeit sei sie optimistisch, dass es bereits im November mit dem Verlegen klappen könnte. Ausdrücklich dankte Christa Grimme den Mitarbeitern der Stadtverwaltung Hasso Effler und Hartmut Wegner. „Sie haben im Archiv recherchiert und alles aufgearbeitet. Dabei war spürbar, dass sie ebenfalls hinter dem Projekt stehen. Das war eine großartige Unterstützung, wie sie solch ein Projekt auch braucht”, lobte sie. Die Stolpersteine sind ein Erinnerungs-Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das 1992 begann. Bis Ende 2018 wurden in 24 europäischen Ländern rund 70 000 solcher Steine verlegt. Sie sind damit das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Quelle: Harzer Volksstimme, in der Fassung vom 12.04.19

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